Interview
Die vollständigen Daten des Interviews:
Teilnehmer: | Frau_AAJ (geb.: 1933) |
Titel: | Lebenserinnerungen Teil 2 |
Themen: | Großstadt, Ernährung, Wohnen, Dorf, Haushalt, Soziale Bewegungen, Verbrechen, Liebe, Kultur, Ehe, Familie, Verkehr, Migration, Geselligkeit, Moral, Schule, Kleingewerbe, Angestellte, Naturnahe Berufe, Hauswirtschaftliche Dienstleistungen |
Themenschwerpunkt Nationalsozialismus: | Besatzungszeit, Kriegsende |
Schlagwörter: | Jugend (in der Nachkriegszeit), Sudetenland, Egerland, Zweiter Weltkrieg, Krieg, US-amerikanische Besatzungszeit (Zweiter Weltkrieg), sowjetische Besatzungszeit (Zweiter Weltkrieg), tschechische Verwaltung, Tschechoslowakei, Eltern, Familienleben, Karten legen, Wahrsagung, Aberglaube, Vertreibung, Aussiedlung, Lager, Nachkriegszeit, Thüringen, Einwanderung, Landleben, Bauernhof, Landwirtschaft, Trinken, Essen, Armut, Hunger, Ostdeutschland, Hausarbeit, Westdeutschland, Dienstmädchen, Lohn, Wäsche waschen, Gehalt, Straßenbahn, Schwarzfahren, Stadtleben, Restaurant Walfisch, Wohnungssuche, Wohnungsnot, Köln-Longerich, Kriminelle, Berufswunsch, Frauen im Beruf, Arbeit, Bräuche, Neujahrsbrauch, Osterbrauch, Heimattreffen (Egerland), Vertriebenentreffen, innerdeutsche Grenze, DDR, Köln-Zollstock, Großstadt, Wohnen, Ernährung, Dorf, Haushalt, Soziale Bewegungen, Verbrechen, Liebe, Kultur, Ehe, Familie, Verkehr, Schule, Besatzungszeit, Kriegsende 1945 |
Orte: | Lesná (deutsch:Schönwald) [Tschechien], Tachov (deutsch: Tachau) [Tschechien], Pilsen [Tschechien], Craula [Thüringen], Schmalkalden [Thüringen], Köln [Nordrhein-Westfalen] |
Jahrzehnte: | 1945-1949, 1950-1959, 1960-1969 |
Art: | Einzelinterview |
Länge in Minuten: | 108:28 |
Aufnahmejahr: | 2013 |
Medientyp: | Audio |
Transkription: | nein |
Weitere Informationen: | Die Zeitzeugin hat in zwei Gesprächen ihr Leben erzählt. Teil 1 des Interviews: ID 22, Lebenserinnerungen Teil 1 |
Beschreibung: Die Zeitzeugin AAJ wurde 1933 in dem kleinen Ort Schönwald/Lesná im Oberpfälzer Wald geboren. Schönwald ist der deutsche, Lesná der tschechische Ortsname. In ihren ersten fünf Lebensjahren gehörte Schönwald/Lesná zur Tschechoslowakei. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen in das Sudetenland im Jahr 1938 gehörte der Ort zum neu gegründeten Reichsgau Sudetenland des Deutschen Reiches. Seit 1945 gehört der Ort wieder zur Tschechoslowakei.
Lesná liegt etwa 5 Kilometer südöstlich der Kleinstadt Tachov, früher Tachau, und rund 60 Kilometer westlich der Stadt Pilsen Etwa 10 Kilometer westlich der Ortschaft befindet sich die tschechische-deutsche Grenze.
Die Zeitzeugin hat mit dem Verein „Lebensgespräche“ zwei Gespräche über ihr Leben geführt. In diesem zweiten Gespräch spricht sie im Wesentlichen über vier Themenbereiche: 1. Die Besetzung des Dorfes Schönwald/Lesna durch amerikanische Truppen am Ende des 2. Weltkriegs, die anschließende kurze Besatzung bis Juli 1945 und das Leben unter tschechischer Verwaltung bis Herbst 1946, 2. Die Aussiedlung der Familie aus der Tschechoslowakei nach Thüringen im Herbst 1946, 3. Das Leben in Thüringen bis 1948 und 4. Der Aufbruch nach Köln im Alter von 15 Jahren und das Leben in Köln bis in die 1950er Jahre.
Im ersten Gesprächsteil erinnert sich die Zeitzeugin an den Einmarsch der amerikanischen Truppen und die sich anschließende, kurze Besatzungszeit. Sie erinnert sich an die erste Ansprache des Kommandanten auf dem Marktplatz und beschreibt die Beziehung der Soldaten zu den Einwohnern. Zudem erzählt sie von ihren Gefühlen beim Einmarsch bzw. Kriegsende.
Anschließend erinnert sich die Zeitzeugin an die Veränderungen, die mit der Übergabe der Verwaltung von den US-Amerikanern an die Tschechoslowakei verbunden waren. Sie erinnert sich an Einschränkungen und Drangsalierungen, denen Bewohner des Ortes ausgesetzt waren, aber auch an Arrangements mit den tschechischen Beamten. Sie erinnert sich an das Angebot von staatlicher Seite im Ort zu bleiben und nennt die Gründe, warum es die Familie abgelehnt hat.
Sehr detailliert beschreibt die Zeitzeugin die Wochen der Aussiedlung, die den zweiten Themenschwerpunkt dieses Gesprächs bilden. Sie erläutert, warum ihre Familie erst sehr spät im Herbst 1946 ausgesiedelt wurde, schildert die Bedingungen, unter denen die Aussiedlung erfolgte und erinnert sich daran, wie sie und ihre Eltern den bevorstehenden Verlust der Heimat aufgenommen haben.
Sie schildert zudem sehr plastisch die Zustände in den verschiedenen Lagern in der Tschechoslowakei (Tachov/Tachau und Pilsen), die die Familie durchlaufen musste. So beschreibt sie u.a. wie ihr Vater mit anderen Männern in der Lagerzeit an Exhumierungen teilnehmen musste und wie die Mutter mit Kartenlegen Lebensmittel sicherte. Ebenso eindringlich berichtet sie vom Transport in einem Güterwagen nach Thüringen und einem kurzen Aufenthalt in einem Lager in Schmalkalden.
Im dritten Teil des Gesprächs erzählt die Zeitzeugin von ihrem ungefähr zwei Jahre dauernden Aufenthalt in der thüringischen Ortschaft Craula, die sich ungefähr 30 Kilometer nördlich von Gotha befindet. Thematisiert werden hierbei insbesondere die schwierigen Startbedingungen der Neubürger, die u.a. geprägt waren vom Hunger und der schlechten Wohnsituation. Zur Sprache kommt in diesem Zusammenhang ebenfalls das Verhalten der alteingesessenen Einwohner gegenüber den Zugezogenen.
Die Zeitzeugin erzählt darüber hinaus, wie sie in der Schule aufgenommen wurde und wie sie mit Arbeiten im Haushalt eines Hofes zur Ernährung der Familie beitrug.
Der letzte Gesprächsabschnitt beginnt mit einer Beschreibung der abenteuerlichen Ausreise aus der sowjetischen Besatzungszone, die sie im Alter von 16 Jahren mit einer sieben Jahre älteren Freundin vollzog.
Sie erläutert ihre Motivation für diesen Schritt und die Haltung der Eltern zu der Entscheidung nach Köln zur älteren Schwester zu gehen.
Im Anschluss erinnert sich die Zeitzeugin an ihre erste Anstellung in Köln als Dienstmädchen bei einem Oberlandesgerichtsrat a.D. und seiner Frau von 1949 bis 1952. Sie beschreibt die Wohnung, berichtet von ihren Aufgaben, ihrer Wohnsituation in dem Haus und der Behandlung durch das Ehepaar. Sie erzählt wie hoch ihr Lohn war und was sie sich von ihrem ersten Lohn gekauft hat.
Im weiteren Verlauf des Gesprächs schildert die Zeitzeugin, wie sie ihren Mann kennengelernt hat, berichtet von einigen weiteren kurzen Anstellungen, u.a. im Restaurant Walfisch, und von Unternehmungen in der Stadt, z.B. Kinogängen. Zudem gibt sie Einblick in die kurze Zeit, die sie und ihr Mann im selben Haus mit einer kriminellen Familie in Köln-Zollstock gewohnt haben, und in die schwierige Suche nach einer Wohnung im Köln der 50er Jahre. Auch die Stimmung, die den Neubürgern aus den ehemaligen Ostgebieten gegenüber herrschte wird thematisiert.
Gegen Ende des Gesprächs schildert die Zeitzeugin ihre Eindrücke von ihren Besuchen der alten Heimat, die sie von 1972 an unternommen hat, sowie den Besuchen einiger Heimattreffen und einem Vertriebenentreffen auf denen sie zugegen war.
Abschließend erläutert die Zeitzeugin, warum sie es bereut hat, auf eine Ausbildung verzichtet zu haben und nennt die Berufsfelder, in denen sie sich gerne verwirklicht hätte.
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Nummer des Interviews: | 23 |
Dateiname des Interviews: | 2013_4-Frau_AAJ.mp3 |
Teilnehmer des Interviews: | Frau_AAJ |